Nachfolgeregelungen bei KMU's

René Albert

Die Stafette weitergeben: Warum Du mit der Nachfolgeplanung Sofort Anfangen Solltest

Jeder kennt Giorgio Armani und Karl Lagerfeld. Beide waren und sind Ikonen der Modeszene und haben die Art, wie wir uns anziehen verändert. Und beide haben keinen wirklichen Nachfolger. Virginie Viard kennt ausserhalb der Modeszene kein Mensch, abgesehen davon hat sie Chanel bereits verlassen. Und was Steve Jobs betrifft, um die Branche zu wechseln, ist Tim Cook wirklich der Nachfolger? Denn unter Steve Jobs war Apple produktefokussiert und brachte Gamechanger wie den IMac, den IPod, IPad und natürlich das IPhone auf den Markt. Unter Tim Cook waren es mal vier oder mal zwei Kameralinsen. Und ja, die Telefone sind auch teurer. Warum haben Konzerne Probleme bei der Nachfolgeplanung, aber auch KMU’s?

Denn die meisten von uns denken nicht gerne darüber nach, was mit unserem Unternehmen passiert, wenn wir es nicht mehr führen. Aber ob es uns gefällt oder nicht – wir werden alle irgendwann vor der Situation stehen, uns Gedanken über die Zukunft unserer Firma machen zu müssen. Einen Plan so früh wie möglich zu haben, hilft dabei sicherzustellen, dass euer Unternehmen – und die Existenz eurer Leute – geschützt sind. Es geht nicht nur ums Verkaufen oder um den Ruhestand. Es geht um Kontinuität, Vermächtnis und Stabilität.

Warum viele kleine und mittlere Unternehmen die Nachfolgeplanung aufschieben?

Es gibt viele Gründe, warum Unternehmer bei der Nachfolgeplanung gerne verschieben. Viele hängen emotional an ihrem Betrieb und mögen den Gedanken nicht, dass eines Tages jemand anderes das Ruder übernimmt. Manche hoffen einfach, dass sich schon irgendwie alles fügen wird, wenn es soweit ist, und wollen nicht zu weit vorausdenken. Es wird auch schwierig, wenn ihr noch keinen offensichtlichen Kandidaten für eure Nachfolge habt – vielleicht haben eure Kinder kein Interesse daran, den Betrieb zu übernehmen, oder sie sind einfach nicht für den Job geeignet. Eine andere Möglichkeit ist Angst – vor Kontrollverlust, vor Statusverlust oder davor, die falsche Entscheidung zu treffen. Inhaber kleinerer Unternehmen denken manchmal auch, ihr Betrieb sei nicht "gross genug", um sich über eine formelle Nachfolge Gedanken zu machen – aber mit dieser Einstellung, wie soll er denn jemals wachsen?

Und dann gibt es noch banale menschliche Gründe: Wenn du etwas delegierst ist es nie genau gleich, als wenn du es selbst machen würdest. Kommt dir das bekannt vor?

Die möglichen Konsequenzen, wenn man diese Entscheidung vermeidet, liegen auf der Hand: hastige Entscheidungen, ein schlechter Verkauf, sinkender Unternehmenswert. Wenn ihr die Dinge dem Schicksal überlasst, anstatt selbst die Kontrolle zu übernehmen und eine gute Entscheidung zum Schutz eures Vermächtnisses zu treffen, riskiert ihr, viel zu verlieren.

Nachfolge ist kein Ereignis – es ist ein Prozess. Es sollte etwas sein, das während eurer gesamten Laufbahn geplant und durchdacht wird, damit, wenn die Zeit gekommen ist, alles bereit ist und ihr euch sicher sein könnt, dass euer Unternehmen in gute Hände kommt.

Die vier wichtigsten Nachfolgewege

Es gibt vier Hauptwege, die Leute einschlagen, wenn es um die Wahl ihres Nachfolgers geht: jemanden aus der Familie auswählen, jemanden in einer Führungsposition innerhalb des Unternehmens, jemanden von aussen oder an einen Dritten verkaufen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Schaut euch die Tabelle unten an und überlegt, welche Option für euch die beste sein könnte. Es gibt keinen Königsweg, jede Situation ist anders.

Wann solltet ihr mit der Planung anfangen?

Der beste Zeitpunkt, mit der Planung anzufangen, ist JETZT, wenn ihr noch (hoffentlich) genug Energie, Motivation und Zeit habt, um alle eure Optionen zu durchdenken. Schiebt es nicht auf, bis ihr ein bestimmtes Alter erreicht habt oder bis euer Unternehmen eine bestimmte Grösse oder einen bestimmten Erfolg hat – zu früh gibt es nicht, aber zu spät schon.

Der Prozess endet nicht damit, einfach nur einen Nachfolger auszuwählen: Gute Nachfolger müssen entwickelt, nicht gefunden werden. Ihr braucht Zeit, ihnen die Ins und Outs des Unternehmertums beizubringen – EURES Unternehmens – bevor sie tatsächlich den Staffetenstab übernehmen. Es gibt auch rechtliche, finanzielle und operative Aspekte zu bedenken, wenn ihr die Nachfolge plant – genauso wie die emotionale Seite. Es ist völlig normal, sich emotional an das Unternehmen gebunden zu fühlen, in das ihr euer Herzblut gesteckt habt, und das eines Tages aufzugeben wird sich schwierig anfühlen.

Wie man einen Nachfolger identifiziert und entwickelt?

Egal, ob ihr intern oder extern nach einem Nachfolger sucht – es gibt mehrere Schritte zur Vorbereitung auf die eventuelle Übernahme.

Wenn ihr intern sucht, fragt euch: Wer tritt bereits in Erscheinung und zeigt Motivation und Potenzial? Wer zeigt sowohl Können als auch langfristiges Interesse? Wenn ihr eine offensichtliche Wahl innerhalb des Unternehmens habt und diese Person bereit ist, die Reise anzutreten, dann habt ihr vielleicht euren Kandidaten! Wenn ihr extern sucht, wird es wahrscheinlich länger dauern, den richtigen Kandidaten zu finden, daher ist es besonders wichtig, den Prozess früh zu beginnen. Nutzt vertrauensvolle Headhunter, Netzwerke oder findet sogar potenzielle Käufer, und erwägt, eine Interim-Führungsposition oder Mentorship anzubieten, um den Kandidaten auf die eventuelle Nachfolge vorzubereiten.

Um euch auf die Nachfolge vorzubereiten, sorgt dafür, dass ihr eine klare Dokumentation aller notwendigen Abläufe und Prozesse habt. Die Übertragung der Verantwortung an den Nachfolger sollte idealerweise schrittweise erfolgen, um ihm die Chance zu geben, sich an seine neue Rolle zu gewöhnen, und euch zu ermöglichen einzuschätzen, ob er wirklich für den Job geeignet ist. Er muss auch eigene Beziehungen zu allen Kunden aufbauen, damit sich diese wohlfühlen, wenn die Führung wechselt. Sowohl bei Kunden als auch bei Mitarbeitern ist es entscheidend, Reputation und Vertrauen um den neuen Leader aufzubauen, damit das Unternehmen stabil bleibt. Ihr wollt das Gefühl haben, dass ihr euer Vermächtnis und eure Leute in guten Händen lasst.

Die emotionale Seite: Vermächtnis, Identität und Loslassen

Die Planung, das Unternehmen zu übergeben, das ihr aufgebaut habt, kann ein emotionaler und sehr persönlicher Prozess sein. Es ist normal, dass sich euer Unternehmen und eure Rolle als Gründer oder Leader wie ein Teil eurer Identität anfühlen. Sich ein Leben ohne das Unternehmen vorzustellen, kann schwierig sein.

Nachfolge ist mehr als nur die Vorbereitung eures Ausstiegs – es geht darum, ein Vermächtnis für das sicherzustellen, woran ihr hart gearbeitet habt. Euer Unternehmen kann weiterleben, in guten Händen, hoffentlich um noch stärker und besser zu werden, und eure Rolle darin wird immer in Erinnerung bleiben. Das Wichtigste ist, vorschnelle, last-minute Entscheidungen zu vermeiden, die ihr später bereuen werdet. Wenn ihr euch die Zeit nehmt sicherzustellen, dass euer Nachfolger jemand Kompetentes ist, dem ihr vertrauen könnt, wird euch das Loslassen umso leichter fallen.

Egal, ob ihr gerade erst angefangen habt und noch Jahrzehnte Arbeit vor euch liegen, oder ob ihr eine Phase in eurem Leben und eurer Karriere erreicht, in der es Zeit wird, über den Ruhestand nachzudenken – ihr könnt heute die ersten Schritte unternehmen, um die Zukunft eures Unternehmens zu sichern. Beginnt mit einem Gespräch mit jemandem, dem ihr vertraut, entwerft ein Dokument oder schreibt einfach eine Liste mit Ideen auf. Sprecht mit eurem Führungsteam über die Nachfolge und identifiziert, was ihr wollt – Vermächtnis, Liquidität oder Kontinuität? Das wird euch helfen, euch sicherer über die Zukunft eures Unternehmens zu fühlen, egal in welchem Stadium es sich gerade befindet.

Und noch gute News zum Schluss: Giorgio Armani, Karl Lagerfeld, Steve Jobs. Der Fakt, dass nur Ikonen wirklich eine Lücke hinterlassen bedeutet auch für dich, dass du – ein paar Nummern Kleiner – eine Ikone bist. Der Pferdeschwanz von Lagerfeld, das dunkelblaue T-Shirt von Giorgio Armani, der Rollkragenpullover von Steve Jobs – alle haben einen persönlichen Stil gepflegt. Das galt sogar für Mark Zuckerberg mit seinen grauen T-Shirts (als Mark Zuckerberg noch cool war, denn jetzt sieht er auch aus wie ein ganz normaler Manager). Wenn du auf “gewöhnliche” Manager blickst, die alle einen Anzug mit Hemd tragen, Die Anzüge sind fast immer gleich, eigentlich eine Uniform. Und du weisst, Uniformen gibt es in der Armee. Wenn ein Soldat nicht mehr da ist, kommt der nächste. Austauschbar – uniform eben. Da gibt es ein paar Ausnahmen. Lee Iacocca zum Beispiel. Aber nicht soviele. Die gute News ist also, du bist nicht einfach austauschbar!